Das Brot des Lebens (Deuteronomium 8, 3b und Johannes 6)

Das Brot des Lebens  (Deuteronomium 8, 3b und Johannes 6)

Das Hochfest Fronleichnam bietet in seinen Lesungstexten eine Fülle von biblischen Aussagen über wesentliche Themen unseres Glaubens.

Dieses Jahr ist die erste Lesung aus dem Buch Deuteronomium entnommen. Es enthält einen Satz, der – wenn auch verkürzt – zu einem Sprichwort geworden ist, das wir auch heute noch verwenden, das aber einen Teil seines ursprünglichen Sinnes verloren hat: «Der Mensch lebt nicht vom Brot allein». Der ganze Satz lautet: «Der Herr wollte dich erkennen lassen, dass der Mensch nicht nur von Brot lebt, sondern dass der Mensch von allem lebt, was der Mund des Herrn spricht» (Deuteronomium 8, 3b). Dieser Satz hat nicht nur für das Volk Israel eine grosse Bedeutung, sondern auch für die Christen. Das zeigt sich darin, dass dies der allererste Satz ist, den Jesus im Matthäusevangelium spricht. Nach seinem 40-tägigen Fasten in der Wüste wird er vom Teufel in Versuchung geführt, der ihn auffordert, aus Steinen Brot zu machen. Jesus weist ihn zurück und antwortet: «In der Schrift heisst es: Der Mensch lebt nicht vom Brot allein, sondern von jedem Wort, das aus Gottes Mund kommt» (4, 3).

Dieses Wort ist in Jesus «Fleisch geworden» (Johannes 1, 14). Mit grossen Konsequenzen für uns: Wer «das Fleisch des Menschensohnes nicht isst und sein Blut nicht trinkt, hat das Leben nicht in sich. Wer mein Fleisch isst und mein Blut trinkt, hat das ewige Leben und ich werde ihn auferwecken am Jüngsten Tag» (Joh 6, 53).

Jesus ist für alle, die an ihn glauben, «das Brot des Lebens» (Joh 6, 35). «Wer dieses Brot isst, wird leben in Ewigkeit» (Joh 6, 58).

Papst Franziskus hat in seiner Fronleichnamspredigt 2017 auch das Thema des Gedächtnisses zur Sprache gebracht: «Du sollst an den ganzen Weg denken, den der Herr, dein Gott, dich […] geführt hat […]. Dann nimm dich in Acht, dass […] du den Herrn, deinen Gott nicht vergisst, […] der dich in der Wüste mit dem Manna speiste» (vgl. Dtn 8, 2.14.16), sagte Moses zum Volk. «Tut dies zu meinem Gedächtnis» (1 Korinther 11, 24) – wird Jesus zu uns sagen. «Denke an Jesus Christus» (2 Timotheus 2, 8) wird Paulus zu seinem Schüler sagen. «Das lebendige Brot, das vom Himmel herabgekommen ist» (Joh 6,51), ist das Sakrament des Gedächtnisses, das uns auf reale und greifbare Weise an die Liebesgeschichte Gottes mit uns erinnert und uns zu einer Familie zusammenschliesst: «Ein Brot ist es. Darum sind wir viele ein Leib; denn wir alle haben teil an dem einen Brot» (1 Kor 10, 17).

Paul Martone

Foto: © by_Karl-Michael Soemer_pixelio.de